Wie meistern wir die Coronazeit ?
Seit einigen Wochen breitet sich das Coronavirus (SARS-CoV-2) auch bei uns in Bayern immer mehr aus. Seit dem 16.03.2020 dürfen wir aufgrund des Betretungsverbotes nur noch eine Notbetreuung, für Eltern aus einer systemrelevanten Berufsgruppe, anbieten. Die plötzlichen Maßnahmen sind für alle Beteiligten, sowohl Personal und Eltern, als auch den Kindern eine große Herausforderung.
Wir möchten mit diesem Blogeintrag einen Einblick geben, wie uns Mitarbeiter die aktuelle Situation beeinflusst und wie wir versuchen die Herausforderung bestmöglich zu meistern.
Nachdem wir am Freitag den 13.03.2020 von den Ministerien über das bevorstehende Betretungsverbot informiert wurden, folgten das gesamte Wochenende neue Informationen und Auflagen. Die Berufsgruppen wurden erweitert, einige Fragen wurden geklärt und andere Fragen tauchten wieder auf. Für die Mitarbeiter standen vor allem folgende Fragen im Mittelpunkt:
Wie soll das pädagogische Personal weiterarbeiten, wenn der Hauptinhalt unserer Arbeit, die Kinder, fehlen? Wie gestalten wir die Notbetreuung mit der aktuellen Personalsituation? Werden die nächsten Wochen mit Minusstunden und Zwangsurlaub verrechnet?
Während wir weiterhin auf konkrete Infos von unseren Ministerien warteten verbrachten wir die erste Woche des Betretungsverbotes mit der Reinigung der Einrichtung und dem abarbeiten von ausstehenden Arbeiten. Da wir einen gut strukturierten Reinigungsplan haben sind viele Reinigungsarbeiten bereits im Krippenalltag abgedeckt. Nach ein bis zwei Tagen war die Reinigung der Einrichtung daher abgeschlossen. Nun wurde liegengebliebenes an seinen ursprünglichen Platz verräumt, aussortiert und die Einrichtung wurde auf einen fünfwöchigen "Winterschlaf" vorbereitet.
Leider konnten wir aufgrund von Personalmangel in den ersten beiden Wochen des Betretungsverbotes keine Notbetreuung gewährleisten. Wir waren zu diesem Zeitpunkt bereits seit knapp 4 Monaten auf der Suche nach einer neuen Erzieherin für unser Team. Nachdem eine unserer Kolleginnen in "Zwangsquarantäne" musste, überraschte uns eine andere Kollegin mit ihrer Schwangerschaft, was ein sofortiges Beschäftigungsverbot nach sich ziehte. Als vierköpfiges Team wurden wir so vor eine große Herausforderung gestellt, für die wir aber schnell eine Lösung fanden, denn unsere Kollegin in "Quarantäne" entschied sich von zuhause aus das Team zu unterstützen und so wurden Aufgaben gesammelt, die im Homeoffice erledigt werden konnten.
Dies erforderte ein Umdenken der pädagogischen Mitarbeiter. Mitarbeiter deren Haupttätigkeit die Arbeit am Kind beinhaltet erleben hier eine große Umstellung. Die Leitung hingegen ist bereits Aufgaben gewohnt, die nicht direkt am Kind ausgeführt werden bspw. Verwaltungsaufgaben. Jedes Teammitglied fand in den ersten beiden Wochen einen individuellen Arbeitsrhythmus, in dem die Konzeption überarbeitet und ausstehende Dokumentationsarbeiten für das Portfolio der Kinder geschrieben wurden. Unsere Sicherheitsbeauftrage nutze die Zeit um die Gefährdungsbeurteilung der Mitarbeiter und Kinder zu überarbeiten. Ebenso widmen wir uns der persönlichen Weiterbildung durch das Lesen von Fachliteratur, welche vom Träger angeschafft wurde.
Am Ende der ersten Woche hatten wir dann endlich Klarheit über die Gestaltung der Personalstunden erhalten. Jedem Träger ist die Handhabung der Personalstunden selbst überlassen. Mit einer Vorgehensweise für alle Sterntalereinrichtungen erhielten die Mitarbeiter notwendige Sicherheit und Antworten auf offene Fragen. Die nächsten Wochen werden nicht mit Zwangsminusstunden oder Zwangsurlaub verrechnet. Viel mehr wird die Zeit genutzt um Liegengebliebenes abzuarbeiten und noch ausstehendes für das restliche Krippenjahr vorzubereiten.
In unserem Fall ging es dann um die Gestaltung des Dienstplanes um die Notbetreuung ab dem 30.03.2020 aufzunehmen. Denn ab diesem Zeitpunkt war die "Quarantäne" unserer Kollegin aufgehoben und wir konnten mit zwei Vollzeitkräften und 7 Kindern, mit Anspruch auf Notbetreuung, den Betrieb an 5 Wochentagen wieder aufnehmen.
Während der Notbetreuung haben wir versucht den Krippenalltag so normal wie möglich zu gestalten. An den ersten Tagen fiel es dem ein oder anderen Kind schwer sich nach so langer Zeit von Mama oder Papa zu trennen. Mit liebevollem Zuspruch und einer "Kuscheleinheit" fanden sich die Kinder in unseren Räumen schnell wieder zurecht. In kleiner gemütlicher Runde haben wir uns zum täglichen Morgenkreis zusammen gefunden, haben gesungen und getanzt und den ein und anderen Geburtstag nachgefeiert. Anschließend sind wir gemeinsam zum Händewaschen gegangen welches wir mit "Alle meine Entchen" oder "Hände waschen, Hände waschen" begleitet haben um allen Schmutz und Corona von uns zu waschen.
Gestärkt vom Frühstück haben wir die meiste Zeit in unserem Garten verbracht. Während die einen im Sandkasten spielten, erfreuten sich die anderen an unserem Baumhaus mit angrenzender Rutsche. Wir beobachteten die Katze der Nachbarn wie sie auf unserem Zaun balancierte und hatten sogar die Möglichkeit sie zu streicheln. Nachdem wir die Katze gestreichelt hatten, wussten unsere Kinder genau dass sie nun Hände waschen müssen, dies haben sie durch den regelmäßigen Kontakt zum Hund unserer Leitung bereits gelernt. Je nach wetterlage haben wir die Freispielzeit auch zum kreativen Gestalten im Atelier oder zum Toben im Bewegungsraum genutzt.
Paralell zur Notbetreuung haben fanden Bewerbungsgespräche statt um die offenen Stellen schnellstmöglich besetzen zu können. Dank des meist sonnigen Wetters war es uns möglich ein improvisiertes "Außenbüro" einzurichten, an dem vorallem am späten Nachmittag wenn keine Kinder mehr da waren, Gespräche statt fanden.
Nach einem Probearbeitstag und positiven Rückmeldungen von beiden Seiten hatte unsere Suche endlich ein Ende und wir konnten neben einer neuen Erzieherin sowie einer Kinderpflegerin auch eine neue studentische Hilfskraft einstellen, die bereits im Mai, Juni und August unser Team verstärken konnten.
Dies war vorallem für die beiden Bestandsmitarbeiter eine große Erleichterung, denn bis Juni wurden auch die Berufsgruppen, welche Anspruch auf Notbetreuung hatten stätig erweitert, womit auch die Anzahl der Kinder zunahm.